(geboren 1968 in Karachi, Pakistan, lebt und arbeitet in Berlin)
Ceal Floyer interessiert sich in ihren Videoarbeiten, Installationen und Skulpturen für verborgene Potenziale, für das nicht Sichtbare. Mit minimalen Eingriffen spielt sie mit der Wahrnehmung des Publikums und legt auf diese Weise das gewöhnlich nicht Sichtbare frei.
Jeanne Faust
Ceal Floyer
Damián Ortega
Tino Sehgal
14. September – 4. November 2007
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Zwei Männer in einem spärlich beleuchteten Tonstudio, gefilmt mit statischer Kamera durch eine Glasscheibe. Zwischen den Männern, Vater und Sohn, entspinnt sich ein wortkarger Dialog, voller Spannung und unterdrückter Aggression. Man vermutet einen Konflikt, verstärkt durch die später hinzukommenden Darsteller. Die Hintergründe ihres Gesprächs bleiben jedoch ebenso offen wie die Frage, ob wir der Synchronisation eines Films beiwohnen oder einen Film sehen, in dem diese Szene vorkommt. The Mansion / Das Haus von Jeanne Faust inszeniert ein gekonntes Spiel zwischen Andeutung und Bedeutung, er legt Fährten in das Genre des Gangsterfilms, hält die filmische Handlung jedoch in der Schwebe. Der Dialog, dessen Sätze man aus anderen Filmen zu kennen glaubt, ist ähnlich aufgebaut wie der anschließend einsetzende Gitarrenkanon: Er umkreist und variiert das angedeutete Thema – und lässt die Sprache in ihrer Verwendung als Machtmittel und als Ausdruck wechselnder hierarchischer Strukturen zum eigentlichen Protagonisten werden.
Schon der Titel dieser akustisch-visuellen Installation ist mehrdeutig: Scale meint den physikalischen Maßstab ebenso wie die Tonleiter, den visuellen ebenso wie den akustischen Anstieg. Ceal Floyer bringt 24 Lautsprecher in die formale Gestalt einer Treppe auf eine Wand. Aus jedem Lautsprecher ist das Trittgeräusch auf einer Treppe zu hören. Floyer inszeniert dabei jedoch mehr den Ton des technischen Gerätes als die Trittgeräusche, aus denen sich keine Geschichte entwickeln lässt. Die Künstlerin arrangiert in dieser minimalistischen Installation eine Choreographie des Wahrnehmens – von Ton, von bildender Kunst und von räumlichen Gefügen.
Skulptur, dieses eigentlich so unmittelbare und greifbare Medium, erscheint bei Damián Ortega als schwer fassbar. Aufgestellte Ziegelsteine zeigen sich als geometrische Strukturen, die spielerisch zerfallen. Gefilmt und in den Ausstellungsraum übertragen, gewinnen diese bewegten Objekte ein neues, abstraktes Volumen. Der Künstler hat die gebrauchten, mit vergangener Baugeschichte aufgeladenen Steine auf Brachflächen in Berlin-Mitte gefilmt, an Orten also, die ihrerseits für Umbrüche und Auflösung stehen. Mit der Platzierung der Steine und dem Titel der Arbeit nimmt er Bezug auf das berühmte chinesische Traktat Die Kunst des Krieges von Sun Tzu. Das Zerfallen von ‚Stellungen’ und die immer wieder erfolgende Aufrichtung derselben im filmischen Loop verweist auf die Endlosigkeit von Gewalt und Krieg. Aus einfachen, unverwüstlichen Steinen werden Sinnbilder für die Fragilität des Lebens.
Die Kunst von Tino Sehgal nimmt allein in dem Moment Gestalt an, in dem der Betrachter ihr begegnet. Ausgeführt von Interpreten (Sammler, Kinder, Museumswärter etc.), existieren seine Arbeiten als Situationen, die in flüchtigen Gesten, in Bewegungen oder gesprochenen Wörtern gründen, mit denen der Betrachter konfrontiert wird. In seinen Arbeiten ersetzt der Künstler somit die Produktion von Objekten durch in Körper, Raum und Zeit eingebundene Werke, die in Ausstellungen, musealen Sammlungen und auf dem Kunstmarkt wie Objekte funktionieren, aber faktisch keine sind. Sie existieren nur als Situation, im Austausch, in der Transformation, in der Erinnerung und in der Vergänglichkeit.
Yilmaz Dziewior
Ulrike Groos
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